Text: Christel Zidi
Fiktive Erzählung
Küstelberg, am Laurentiustag im Jahre 1670
Die Sonne schob sich langsam über die bewaldeten Kämme des Sauerlandes, während die ersten Hufe über das Kopfsteinpflaster klapperten. Heute war Laurentiustag – Pferdemarkt. Schon das ganze Jahr hatten sich die Küstelberger auf diesen Tag gefreut.
Franziskus, ein stattlicher Bauer aus dem Medebacher Feld, war im Morgengrauen mit zwei Rappen aufgebrochen. Ihre glänzenden Felle hatte er mit Leinsamenöl behandelt, ihre kräftigen Gliedmaßen machten Eindruck. Er hoffte auf einen guten Preis – denn Pferde wie diese wurden gebraucht: zum Ziehen, Tragen, Pflügen.
Nahe der Klosterlinde hatte Nicolae, ein Händler aus der Walachei, sein Lager aufgeschlagen. Niemand wusste genau, woher er kam – man nannte ihn den „Zigeuner“, doch Nicolae selbst sprach nie davon. Er war ein Flüsterer, einer, der das Wesen eines Pferdes mit einem Blick erkannte. Seine Stute war außergewöhnlich: grauweiß, mit blauen Augen. „Aus der Donau-Ebene“, sagte er leise. „Läuft wie der Wind, träumt vom Horizont.“
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