Text: Christel Zidi
In einen anderen Ort ziehen und das Haus mitnehmen?
Kaum vorstellbar – und doch wurden auch im Sauerland schon sogenannte „Translozierungen“ – wie der Fachbegriff dafür lautet – durchgeführt. Und das nicht erst in jüngerer Zeit mit moderner Technik, sondern auch schon vor mehr als hundert Jahren.
Zunächst wird das Gebäude an seinem alten Standort Schritt für Schritt katalogisiert – gut, wenn es noch alte Dokumente gibt. Anschließend wird es vorsichtig abgebaut und mit Sattelschleppern sicher zum neuen Standort gebracht. Naja, Sattelschlepper sind es in moderner Zeit – früher mussten Pferde die Last ziehen. Als Transportmittel dienten wahrscheinlich Baumstämme, auf denen die großen Teile auflagen.
Bei Fachwerkhäusern ist es meist so, dass deren Balken miteinander verzapft sind und sich deshalb leicht voneinander trennen lassen. Später musste das Lehmgefache zwischen den Hölzern allerdings erneuert werden. Das ist heute nicht unbedingt mehr nötig, denn Firmen, die sich auf Translozierungen spezialisiert haben, transportieren möglichst große Teile der Bausubstanz. Wichtig ist auch, dass sie sich auf alte Handwerkstechniken verstehen, damit der ursprüngliche Charakter des Hauses bewahrt bleibt.
Translozierungen sind aus denkmalpflegerischer Sicht nur dann angemessen, wenn dadurch ein ansonsten drohender Totalverlust abgewendet werden kann. Denn was dabei verloren geht, ist der historische Bezug: Zuvor hatte ein solches Haus städtebauliche, siedlungs- und sozialgeschichtliche Verbindungen – archäologische Relikte in und um das Gebäude sowie Bezüge zu Vorgängerbauten. An einem anderen Ort kann es diese Zeugenschaft nicht mehr in derselben Weise erfüllen.
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