Eigene Kinder hätten ihm vieles erleichtert, aber er hatte mir nie eine andere Frau an die Seite gestellt. Er war immer gut zu mir – und ich zu ihm. Er sorgte für mich – sogar im Abschied. Er wollte, dass ich frei entscheiden könne, wo ich alt werde. Ob ich in Brühl bleibe oder heimkehre nach Westfalen. Sollte ich zurückkehren, würde ich Burg Hachen erhalten – doch mein Anspruch auf Witwengeld wäre damit erloschen.

Obwohl ich am Rhein geboren wurde, fühlte ich mich in Brühl nie wirklich zu Hause. Mein Herz war im Sauerland – dort, wo die Wälder dunkler und die Menschen stiller sind. Ich kehrte zurück. Gut Hachen war zwar eine stattliche Burg, aber viel zu kalt für mich. Daher hatte ich mir noch zu Gottfrieds Lebzeiten, im Jahre 1370, das Gut Wildshausen im Ruhrtal zuweisen lassen. Dort standen mir ausreichend Getreide, Vieh und Taler zur Verfügung – das wurde mir schriftlich zugesichert. Aber nicht nur das: Mein treuer Gatte sorgte auch dafür, dass mir jährlich zehn Fuder besten Weines zukamen – zugesichert mit eigenhändiger Unterschrift. Es war sein Versprechen: dass mir nie das Lebensnotwendige fehlen würde – aber auch nicht das, was das Leben ein wenig süßer macht. Jedes Mal, wenn die Fässer kamen, dachte ich: Er sorgt noch immer für mich.

Der Wassergraben beschreibt auch heute noch
die Lage der ehemaligen Burg Wildshausen  (Foto: Georg Hennecke)

Nur selten reite ich hinaus nach Himmelpforten, zum Kloster, das die Großmutter Gottfrieds gestiftet hatte. Dort, am Ufer der Möhne, treffe ich mich manchmal mit den Ordensfrauen. Es tut gut, mit ihnen zu sein – mit ihnen zu reden und mit ihnen zu schweigen. So wie ich es auch mit Gottfried konnte. Ja, und auch mal den Kelch süßen Weins mit ihnen zu teilen. 

Gottfried war ein guter Mann. Und ich war seine Frau. Mehr brauche ich nicht gewesen zu sein.

Fakten

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Gottfried war der einzige weltliche Herrscher, der im Mittelalter das Privileg, neben Erzbischöfen und Heiligen im Chor des gotischen Domes bestattet zu werden.
Regelmäßig reist eine Abordnung von Vereinen, Schulkindern und Repräsentaten der Stadt nach Köln und legt einen Kranz an seinem Grab nieder.

An die Schenkung des Grafen über 900 Morgen Land an Neheim wird bis heute durch die „Donatorenfeier“ gedacht.

Bild links:
Trompes, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

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