Die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte
Bis ins 16. Jahrhundert blieb das Gut im Besitz der Familie von Beringhausen. Danach wechselten die Eigentümer in rascher Folge – was dem Anwesen nicht guttat. Schließlich verkaufte Vetter zu Halbeswig um 1900 das Gut an den Allgemeinen Knappschaftsverein Bochum. Dieser errichtete eine Heilstätte für lungenkranke Bergleute. 1904 wurde die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte nach Plänen des Architekten Julius Boethke mit 118 Betten eröffnet – eine Architektur von beachtlicher Größe und eine mustergültige Heilstätte ihrer Zeit.
Eine technische Besonderheit: Die 110 Höhenmeter zwischen Tal und Klinik wurden zunächst per Seilbahn überwunden – erst zwischen 1913 und 1921 wurde eine Zufahrtsstraße angelegt. Im Zweiten Weltkrieg diente die Heilstätte als Reservelazarett. Die US-Armee nutzte sie anschließend als Kriegsgefangenenlazarett und übergab sie 1946 der Ruhr-Knappschaft in Bochum zurück. Der neue Name: Bundesknappschafts-Klinik Tannenberg. Bis zur Schließung 1986 wurden hier rund 44.000 Patienten behandelt.

Die Geisterklinik
Nach dem Verkauf wurde das Haus grundlegend umgestaltet und unter dem Namen Veramed-Klinik mit einem 20-jährigen Pachtvertrag neu eröffnet – auf Grundlage eines ganzheitlichen Konzepts zur Nachsorge von Krebspatienten. Doch bereits ein Jahr nach der Insolvenzeröffnung wurde die Klinik 2009 geschlossen – seither steht sie leer.
Eine so abgelegene, pittoreske Kulisse zieht zwangsläufig fragwürdige Aktivitäten an: Vandalismus ist quasi vorprogrammiert, Metalldiebstahl lockt, Geisterfans und Softair-Spieler fühlen sich eingeladen. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen.
Die leidige Affäre um zurückgelassene Patientenakten – für deren Archivierung sich niemand zuständig fühlte – zählt ebenfalls zu den traurigen Kapiteln. Positiv zu erwähnen: die entschlossene Aktion von Landrat Karl Schneider, die für Ordnung sorgte.
Ebenfalls bemerkenswert: die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Ort im Rahmen des NRW-Projekts „Stadtbesetzung“, organisiert 2019 durch die Kulturregion aufruhr. Die Inszenierung „Versehrt“ nutzte die Kulisse sinnvoll als temporäre Bühne.
Wie geht es weiter?
Ein großes, sehr großes Fragezeichen 2023 gab es einen Hoffnungsschimmer: Das Klinikgelände sollte zu einer Kurklinik mit angeschlossenem Veranstaltungshotel und einer Seniorenresidenz umgebaut werden. Dabei könnte es sich allerdings auch nur um ein Gerücht handeln.
Hoffen wir das Beste.

