Das Kloster Bredelar (Foto: Georg Hennecke)
Text: Christel Zidi

Bredelar  im Dezember 1770 (fiktive Erzählung)

Es war noch dunkel im Tal von Bredelar, als der schwere Schlüssel im Schloss der Klosterküche drehte. Ein Geruch von kalter Asche, altem Brot und frischem Holz erfüllte den Raum. Küchenmeister Everhard Pöelman trat ein, die Hände tief in den Falten seiner braunen Kutte. Er war schon 66 Jahre alt, die Haare längst ergraut, doch sein Gang hatte nichts von seiner Entschlossenheit verloren.

„Holz auflegen!“, wies er Friedrich, den Küchenjungen, an, der verschlafen in der Ecke kauerte. Schon bald knackte und prasselte es im Herd, und der große Kupferkessel begann sich mit dem ersten Schwall Wasser zu füllen.

Mehr als fünfzig Personen mussten regelmäßig verköstigt werden. Die Mahlzeiten waren nach einer klaren Ordnung aufgeteilt: An der großen Tafel saßen Abt Laurenz III. und insgesamt 33 Priors und Mönche; am Nebentisch die Bediensteten, wie der Stallmeister oder die Handwerker.

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Die Essensrationen waren streng geregelt: An Fleisch- und Fischtagen wechselten Speisen wie Rindfleisch, Speck oder Hering ab. Dazu gab es regelmäßig Brot und Bier in verschiedenen Qualitäten. Die Köche und Küchenjungen erhielten ähnliche Portionen wie die übrigen Bediensteten, allerdings nicht die feineren Brotsorten der Herrentafel.

Aus den  Aufzeichnungen des sechsten Bandes der „Germania Sacra“ wird deutlich, dass der Küchenmeister nicht bloß ein einfacher Koch war, sondern eine Schlüsselfigur im Klosterbetrieb. Er war für die logistische Versorgung der Klostergemeinschaft verantwortlich, musste Vorräte einteilen, Bedienstete anleiten und die Regeln der Zisterzienser in Bezug auf Fasttage und Speiseordnungen einhalten.

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