Foto oben: Langewiese von Georg Hennecke
Text: Christel Zidi

Vier Dörfer auf Winterberger Stadtgebiet wurden im gleichen Jahr gegründet: Hoheleye, Langewiese, Mollseifen und Neuastenberg. Eher ungewöhnlich im Sauerland – aber von den vier Dörfern weiß man sogar das genaue Gründungsdatum: den 30.07.1713.

Gerade ein Jahr im Amt war Graf Casimir von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1687–1741), als er sich entschloss, die höher gelegenen Grenzräume seines Territoriums zu besiedeln. 65 Jahre nach dem Westfälischen Frieden wollte er durch neue Siedlungen die wirtschaftliche Entwicklung fördern und gleichzeitig die politische Kontrolle sichern.

Nach seinem Studium in Halle, Reisen in die Niederlande und nach England und beeinflusst von Theologen, Pädagogen und Sozialreformern wie Hermann August Francke, begann er sogenannte Kanonhöfe einzurichten. Diese boten den Siedlern relativ geringe Pachtzinsen und wenige Abgaben, allerdings auf zunächst schwer nutzbaren Hochlandflächen.


Bild links: Ulf Lückel: Das Berleburger Grafenhaus…, Public domain, via Wikimedia Commons

1713 entstand deshalb auf dem Astenberg das erste Höhendorf Neuastenberg; Mollseifen, Langewiese und Hoheleye folgten schrittweise.
Casimir war konfessionell tolerant und gewann auch katholische Siedler aus dem Sauerland. Nebenbei bemerkt ließ Casimir auch Schloss Berleburg als Barockschloss ausbauen.

Die Höhendörfer waren anfangs vor allem Köhler-Siedlungen: Holzkohleproduktion für das Eisenhandwerk, Holzarbeiten und Schmieden bildeten die wirtschaftliche Grundlage. Trotz schwieriger Lebensbedingungen wuchsen Neuastenberg und Langewiese innerhalb eines Jahrhunderts deutlich und übertrafen sogar ältere Orte wie Altastenberg.

Ab dem 20. Jahrhundert wandelten sich die Höhendörfer von Handwerks- und Holzkohlezentren zu Standorten für Hausiererhandel und später auch kleinere Fabriken wie die Bürstenfabrik in Neuastenberg. Mit dem Bau des Aussichtsturms 1884 begann dann der Tourismus. 

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