Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi
Das Kloster Obermarsberg wurde im späten 8. Jahrhundert als Benediktinerkloster auf der Eresburg – dem heutigen Obermarsberg in Nordrhein-Westfalen – gegründet. Im Jahr 826 wurde es in das Kloster Corvey eingegliedert. Unter dem Namen „Propstei“ bestand dort über Jahrhunderte hinweg eine monastische Gemeinschaft, bis zur Aufhebung im Jahr 1803.
Erkenbert von Homburg ist der erste namentlich bekannte Propst dieser hochgelegenen Stätte. Im Jahr 1107 wurde er zum Abt des Klosters Corvey erhoben, einem der bedeutendsten Benediktinerklöster des Mittelalters. Mit seiner Amtszeit begann eine Phase von Spannungen zwischen Kloster und Bevölkerung.
Die genauen Ursachen der Unruhen sind nicht überliefert. In jener Zeit besaßen Klöster jedoch nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Macht: Sie forderten Abgaben, hielten Gericht und verlangten Frondienste. Diese Belastungen führten vielerorts zu Konflikten mit der ansässigen Bevölkerung. Auch in Marsberg kam es zu einem Aufstand gegen die Herrschaft des Klosters, Ausdruck eines wachsenden Widerstands gegen kirchliche Obrigkeit und des Strebens nach größerer Selbstständigkeit.
Abt Erkenbert rief zur Niederschlagung des Aufruhrs den Arnsberger Grafen Friedrich I. zu Hilfe. Dessen Truppen zerstörten die Befestigungen der Siedlung und beendeten den Widerstand gewaltsam. Die Ordnung wurde wiederhergestellt, die Spannungen blieben jedoch bestehen.
1150 verlieh König Konrad III. dem Kloster das Recht, in seinem Gebiet Gold, Silber, Blei und Zinn abzubauen – ein Zeichen königlicher Gunst und wirtschaftlicher Bedeutung. Während sich im Tal die Siedlung Horhusen, das heutige Niedermarsberg, entwickelte, blieb das Kloster auf dem Berg geistliches Zentrum. Um 1205 begann man, die Anlage mit einer Mauer zu umgeben – vermutlich auch als Reaktion auf frühere Unruhen.
Auch im 14. Jahrhundert kam es erneut zu Bränden, die erhebliche Schäden verursachten. Dennoch setzten die zwölf Kanoniker und ihr Propst den Wiederaufbau fort und errichteten 1410 einen neuen Turm als Zeichen ihres Fortbestehens.

Im Jahr 1230 zerstörte ein schwerer Brand große Teile von Stadt und Propstei. Wegen der finanziellen Not mussten die Mönche Besitz veräußern. Etwa zehn Jahre später begann der Neubau der Kirche im gotischen Stil auf den Fundamenten der älteren romanischen Anlage. Die heutige Stiftskirche, den Heiligen Petrus und Paulus geweiht, entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Mit dem Aufkommen der Reformation im 16. Jahrhundert gerieten Stift und Stadt in religiöse und politische Auseinandersetzungen. Propst Christoph von Esleve sympathisierte mit der lutherischen Lehre und führte ein aufwändiges Leben, das das Stift stark verschuldete – die Schulden beliefen sich auf rund 8.000 Taler. Da er sich der Gegenreformation unter Kurfürst Ernst von Bayern widersetzte, entsandte dieser 1617 Jesuiten nach Marsberg. 1620 trat Christoph von Esleve offiziell zum Luthertum über, heiratete Margarethe von Stockhausen und lebte mit ihr und ihren sieben Kindern in Kemnade bei Witten. Das Stift selbst blieb katholisch.

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Anlage stark in Mitleidenschaft gezogen. Zunächst nahmen kaiserliche Truppen dort Quartier, wenige Jahre später zerstörten hessische Soldaten große Teile der Gebäude. Unter Propst Ferdinand von Metternich begann der Wiederaufbau; 1671 war die neue Klosteranlage in schlichter H-Form südlich der Kirche vollendet.
Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 wurde die Anlage umgebaut. Ab 1805 dienten Teile der Gebäude neuen Zwecken. Heute werden einige der ehemaligen Stiftsgebäude als Pastorat und Pfarrheim genutzt.
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