Die kleine Gesellschaft hielt an. Der Kurfürst ließ den Blick über die hügelige Landschaft schweifen, dann musterte er Johann. „Bist du einer der hiesigen Bauern?“, fragte er mit einer Stimme, die mehr feststellte als fragte. Johann zog seine Mütze und nickte. „Ja, einer von den vier Höfen, die einst hier standen. Jetzt…“ – er machte eine vage Geste über die eingezäunten Flächen – „… bleibt uns wenig.“

Der Kurfürst lächelte mild. „Was du Verlust nennst, ist Gewinn für das Land. Hier entsteht ein Tiergarten, ein Ort der Ordnung und des Nutzens. Das Wild wird sich mehren, das Vieh gedeihen. Eisen und Pulver werden die Kassen füllen. Und eure Kinder werden Arbeit finden, wo vorher nur mühsamer Ackerbau war.“ Johann presste die Lippen zusammen. „Wir hatten Arbeit, Herr. Und Freiheit, so gut es ging.“

Maximilian Heinrich schnaubte leise. „Freiheit ohne Wohlstand ist eine trügerische Gabe, Bauer. Unter meiner Hand wird dieses Land stärker werden. Das Wohl der vielen erfordert manchmal das Opfer der Wenigen.“

Johann senkte den Blick, wie schon zuvor Henner. Beide wussten, gegen die Macht eines Kurfürsten half kein Wort. Und beide wussten, dass der Kurfürst wohl zuerst an sich dachte, wenn er von Wohl sprach.

Und das tat er auch, denn der war in Gedanken gleich wieder bei sich: „Ha, bei meiner Treu, ein trefflicher Schachzug war’s, dass ich dem Dücker wohl ein wenig gedrängt hab, auf dass er mir das Gut verkauft! Zu Hubertus kommen meine Gäste und sie sollen ein prächtiges Jagen haben. Hernach wollen wir uns im Hofe am Wildbrets laben und dazu wird man uns einen edlen Trank vom Berge des Adlers* kredenzen.“

Jahrhunderte später ist aus dem „Kurfürstlichem Thiergarten“ ein Ort geworden, der weder von einem Herrscher dominiert noch Landwirten als Nutzfläche dient, sondern einfach nur ein herrliches Stück Erde, das sich selbst überlassen, seine wahre Schönheit zeigt.

Embere (oder Imbere) ist nicht wirklich untergegangen. Hier befindet sich heute der Ort Obereimer mit dem alten Forstamt, das einst das Jagdhaus des Kurfürsten war.

Das Walpketal wird auch Seufzertal genannt, wegen eines Siechenhauses, das im Mittelalter hier stand.

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