Foto: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi


Hellefeld anno 1204 (fiktive Erzählung)

Die Glocken der Kirche läuteten zum Gebet. Pfarrer Hinricus, der im Pfarrhaus unterhalb des Kirchhügels lebte, stieg die steinernen Stufen zum Chor hinauf, um die Messe zu lesen. Das Licht fiel durch die schmalen Fensterbögen auf das schwere Taufbecken aus Blei, geschmückt mit alten Zeichen und drei Gesichtern, deren Ursprung niemand mehr kannte. Man erzählte, es stamme aus den frühen Tagen der Christianisierung, vielleicht sogar aus dem 9. Jahrhundert.

Hinricus’ Leben war einfach, doch von großer Bedeutung. Weit über die Grenzen Hellefelds hinaus kannte man seinen Namen. Zu Fuß oder zu Pferd zog er durch das Kirchspiel, über schmale Pfade, durch Täler und Wälder, um die Menschen in den umliegenden Dörfern zu besuchen. Er taufte Kinder in Westenfeld, segnete Kranke in Altenhellefeld und predigte auf kleinen Höfen zwischen Linnepe und Meinkenbracht.

Wenn der Abend kam, stand er oft am Kirchturm und sah über das Land. Dann dachte er an seine Zeit im Kloster Werden an der Ruhr, an die Anfänge in Hellefeld und an seine Vorgänger, die Pfarrer  im 9. Jahrhundert – damals, als hier noch kein Gotteshaus stand, sondern nur ein einfaches Kreuz aus Holz. Nun jedoch ragte die steinerne Kirche über die Landschaft, ein sichtbares Zeichen der Beständigkeit.

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Hinricus wusste, dass andere nach ihm kommen würden. Vielleicht würde man seinen Namen eines Tages vergessen, doch die Kirche würde bleiben – und mit ihr der tief verwurzelte Glaube der Menschen.

Noch heute steht die St.-Martinus-Kirche auf demselben Hügel. Der alte Turm, der alle Zeiten überdauerte, birgt die Taufkapelle mit dem schweren Bleibecken, an dem vielleicht schon Pfarrer Hinricus einen Täufling in den Händen hielt.

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