Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi
Im Spätmittelalter war das Leben in den Dörfern und Städten von erheblichen Herausforderungen geprägt. Die Bewohner sahen sich oft Bedrohungen des Landfriedens gegenüber, was zu erheblicher Unruhe führte. Zu diesen Bedrohungen zählten die Zerstörung von Feldern, der Diebstahl von Tieren, das Abfeuern von Brandpfeilen sowie regionale und überregionale Konflikte.
Das Fehderecht, das seinen Ursprung in der antiken germanischen Tradition hatte, erlaubte den Freien, ihre Differenzen mit Waffengewalt vor Gericht zu klären. Leider wurde dieses Recht in der späteren Phase des Mittelalters oft missbraucht, was zur Entstehung von Räuberbanden und weiterer Unruhe führte.
Ab 1298 ergriffen viele Regionen die Initiative und gründeten zahlreiche Landfriedensbündnisse zwischen verschiedenen Landesherren und Städten, obwohl die Umsetzung häufig mit Komplikationen verbunden war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts begannen die Kirchdörfer und Städte, sorgfältiger zu kontrollieren, wer ihre Straßen durchquerte. Um die Sicherheit zu erhöhen, wurden Landwehren, wie etwa rund um das Kloster Grafschaft, errichtet. Dieses neuartige System von Gräben, Wällen und Hecken stellte auch für militärische Einheiten eine erhebliche Herausforderung dar und erforderte viel Zeit, um überwunden zu werden. Die Hecken wurden durch das wiederholte Einpflanzen und Verflechten von Zweigen besonders verdichtet.
Ein entscheidender Wendepunkt wurde im Jahre 1495 erreicht, als das Fehderecht, das über eintausend Jahre lang gültig war, auf dem Reichstag in Worms unter König Maximilian I. abgeschafft wurde.
Diese bedeutende Entscheidung wird als „Ewiger Landfriede“ bezeichnet und zielte darauf ab, durch innere Stabilität die militärische Stärke des Reichen nach außen zu verstärken. Künftig sollten Streitigkeiten vor das neu gegründete Reichskammergericht gebracht werden. Obwohl die Durchsetzung der urteile sich verbesserte, bliebt die Rolle der Landwehren bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts von Bedeutung.
Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) wurden Teile der alten Landwehren noch als Verteidigungspositionen genutzt, die in der mündlichen Überlieferung liebevoll „Schwedenschanzen“ genannt wurden. Eine eigenständige militärische Funktion hatten die Wallgräben jedoch nicht mehr.
Mit dem Rückgang privater Kriege und Überfälle durch Banden verbesserte sich die Lebenssituation in den Dörfern und Städten zunehmend. Die Landwehren trugen erheblich zur Befriedung des Landes bei und ermöglichten die Entwicklung eines funktionierenden Rechtssystems, das entscheidend zur Stabilität der Region beitrug.


