Text: Christel Zidi

Die Kiepe, vollbeladen mit gedrechselten Löffeln und Schalen, war mit jedem Kilometer schwerer geworden. Dabei war der Neuastenberger noch gar nicht so lange auf der Heidenstraße unterwegs. Doch nicht nur die Last des hölzernen Geschirrs drückte ihn, auch die Last der Jahre und die Sorge, ob er die Waren auch gut würde verkaufen können. Denn zuhause warteten seine Frau und eine Schar ständig hungriger Kinder schon auf seine Rückkehr.

Bis Kassel würde er noch eine Weile brauchen, doch er kannte die alte Heerstraße gut – und biss die Zähne zusammen. Vielleicht hatte er ja Glück und traf einen Sensen-Händler aus Siedlinghausen oder Silbach, der ihn auf dem Rückweg mit seinem dann leeren Einspänner mitnahm. 

Welch mühseliger Weg war es für die Wanderhändler des Mittelalters, von einem Ort zum nächsten zu gelangen. Tage-, wochen- manchmal auch monatelang waren sie mit ihrem schweren Gepäck unterwegs. Mit wackeligen Einspännern oder per pedes, mit schwerem Korb auf dem Rücken.

Seiten: 1 2 3