Foto: Petra Klawikowski, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Text: Sabina Butz

Das Walpketal – Landschaft der Geschichte und Stille

Im Stadtgebiet von Arnsberg findet man das Walpketal, benannt nach dem gleichnamigen Bach Walpke, der 6,8 km lang ist. Oberhalb des Zusammenflusses von Walpke und Ruhr wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf einem Berg die Rüdenburg errichtet. Das Tal war spätestens seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der Herren von Rüdenberg. An der Walpke wurde bis ins 17. Jahrhundert Eisen gefördert.

Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern erwarb 1652 Besitzungen im Walpketal, die er zum Teil für seinen Tiergarten nutzte. Auch eine Pulvermühle ließ er an der Walpke errichten. Heute ist das Tal unbewohnt, wird jedoch gerne besucht – nicht zuletzt bei Veranstaltungen in der Schützenhalle Obereimer. Das Kloster Wedinghausen unterhielt im Tal Fischteiche. Zwei Teiche befinden sich auch heute noch dort, direkt neben der Schützenhalle.

Das Seufzertal – Erinnerung an die Ausgegrenzten
Bemerkenswert ist die in Arnsberg und Umgebung geläufige Bezeichnung des Walpketals als „Seufzertal“. Hier, weit vor den Toren der mittelalterlichen Stadt, befand sich einst ein Leprosorium – ein Aussätzigenhaus. Den Bewohnern dieses Hauses wurden wohl die vielen Seufzer zugeschrieben, die dem Tal seinen Namen gaben.

Lepra, eine schwere Infektionskrankheit, gilt in der westlichen Welt heute als nahezu ausgerottet. Eine wirksame Therapie existiert erst seit 1982. In ärmeren Regionen der Welt leiden jedoch noch immer viele Menschen darunter.

Bereits im Altertum wurden Erkrankte ausgesondert. Im Alten Testament heißt es im 3. Buch Mose, Kapitel 13, Verse 45–46: „Der Aussätzige […] soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungekämmt lassen; er soll den Bart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein!“.

In Europa sind Leprosorien seit dem 5. Jahrhundert nach Christus nachgewiesen – vor allem in Frankreich und Deutschland. In einem Leprosorium wurden die Kranken meist von kirchlichen Einrichtungen mit Nahrung und Kleidung versorgt. Sie mussten besondere Kleidung tragen, um als Erkrankte erkennbar zu sein. Hörner, Schellen, hölzerne Klappern oder Ausrufe wie „Aussatz!“ machten ihre Nähe hörbar. Zum Schutz der städtischen Bevölkerung wurden Leprosorien möglichst weit außerhalb der Städte errichtet – bevorzugt an Wasserläufen, die stadtauswärts flossen.

Heute – Natur statt Not
Heute erinnert nichts mehr an die vielen „Seufzer“ der Erkrankten oder die Mühen der mildtätigen Helfer. Ein Teil des Walpketals steht unter Naturschutz – ein stiller, friedlicher Rückzugsort, nicht nur für geschichtsinteressierte Menschen.