Foto: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi

Aufruhr im Konvent

Fiktive Erzählung

Oelinghausen im 18. Jahrhundert

Es war ein kühler Herbstmorgen im Sauerland, als über den Mauern des Klosters Oelinghausen das Geläut der alten Glocke erklang. Der Nebel lag schwer über den Feldern, und die Raben in den Buchen am Klosterweg schienen die Unruhe zu spüren, die seit Wochen durch den Konvent ging.

Die Frauen des Hauses, Chorfrauen und Laienschwestern, hatten die gewohnte Ordnung längst verloren. Was früher Schweigen, Gehorsam und Gebet geprägt hatte, war nun erfüllt von Flüstern, heimlichen Treffen und Streit. In der Refektoriumshalle sprachen die Jüngeren – jene, die in Arnsberg oder Soest Verwandte mit modernen Ideen hatten – offen von Freiheit und Gleichheit. Worte, die in einem Kloster nichts verloren hatten, doch seit der Aufklärung auch durch diese Mauern drangen.

Der Propst, ein gestrenger Mann aus Wedinghausen, hielt mit eiserner Hand an der alten Ordnung fest. Er verlangte Gehorsam, Stille, Disziplin. Doch gerade diese Härte hatte die Rebellion genährt. Einige Schwestern beschwerten sich beim kirchlichen Rat über seinen „Mönchsdespotismus“ – ein Wort, das wie ein Schlag durch den Kreuzgang hallte. Es war der Anfang vom Ende.

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