Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi

Was ist das wohl für ein Gefühl, sagen zu können: „Meine Oma hat den Nikolaus nach Deutschland gebracht“? Vielleicht sogar noch spannender, als zu sagen, dass der Vater ein mächtiger Pfalzgraf ist?

Beides konnte Richeza, Tochter des Ezzo von Lothringen und seiner Frau Mathilde, jedenfalls für sich beanspruchen. Ihre Großmutter mütterlicherseits war niemand Geringeres als Kaiserin Theophanu – eine Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes Tzimiskes. Sie kam einst aus dem fernen Konstantinopel ins Reich der Ottonen und brachte nicht nur byzantinische Künstler, Architekten und Kunsthandwerker mit, die die mitteleuropäische Kultur nachhaltig prägten, sondern auch die Verehrung des heiligen Nikolaus.

Fotos: Georg Hennecke

Und damit nicht genug: Theophanu war eine der mächtigsten Frauen des Mittelalters – klug, durchsetzungsstark und als Kaiserin maßgeblich an der Regentschaft des Reiches beteiligt. So war es fast selbstverständlich, dass Richeza, geboren um 995, eine außergewöhnlich gute Ausbildung genoss. Im Rahmen der kaiserlichen Heiratspolitik wurde sie mit Mieszko II., dem späteren König von Polen, vermählt. Drei Kinder gingen aus dieser Verbindung hervor. Doch das Glück war nicht von Dauer: Nach dem frühen Tod ihres Mannes und politischen Wirren musste Richeza fliehen und kehrte in ihre Heimat zurück. Fortan lebte sie auf den reichen Familiengütern an Rhein und Mosel, Erbin des gewaltigen Besitzes ihres Vaters.

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