Text: Christel Zidi
Foto: Martin Lindner, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Das älteste steinerne Bauernhaus in kurkölnischen Sauerland
Fiktive Erzählung
Anno Domini 1664
„Kinder, kommt rein. Es ist Zeit für das Abendbrot!“. Noch immer rief Catharina Stracke ihre Kinder jeden Abend zum Essen. Elisabeth, das jüngste Kind, war nun auch schon zehn, Antonius, der Hoferbe, bereits 25 Jahre alt. Während die Jüngeren noch mit den Nachbarskindern spielen durften, halfen die Älteren mit, wo es gerade nötig war. Die Schwestern Angela und Anna Margaretha kümmerten sich um das Ofenhaus oder halfen in der Küche, während Antonius und Johannes meist beim Eisenhammer waren, der auf dem Gelände des Hofes lag. Die Wasserkraft des nahe gelegenen Baches konnten sie gut für den Hammer nutzen. Auch für den Bruder des Vaters war das Wasser nützlich, denn dieser hatte sich am Bach eine Lohgerberei eingerichtet.
Catharina liebte das abendliche Ritual, wenn die Familie sich gemeinsam mit Knechten und Mägden um den großen Gesindetisch versammelte. Auch ihr Schwiegervater Georg verließ dann seinen Platz am Kachelofen und gesellte sich zu ihnen. Seit ihr Mann Hermann den Kurfürsten Max Heinrich vor neun Jahren dazu gewinnen konnte, das Bergwerk am Erbenstein wieder in Betrieb zu nehmen, gab es für die Familie nur wenige Ruhepausen. Hermann war ein fleißiger und ehrgeiziger Mann und hatte sich als Schichtmeister an einigen Geschäften der Metallgewinnung und -verarbeitung beteiligt. Niemand in der „Bergfreiheit“ Endorf hatte es so weit gebracht. Als Schichtmeister hatte Hermann Stracke – zusammen mit Kurfürst Max Heinrich – das Bergwerk in Endorf am Erbenstein um 1655 wieder in Betrieb genommen. Das Bergwerk war maßgeblich an der Industrialisierung des Bergbaus in dieser Region beteiligt.

