Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi
Fast alles, was mit Flachs zu tun hatte, war früher untrennbar verbunden mit Lärm und dem ewigen Gerede der Leute. Der Heimatdichter Grimme beschrieb das so: „Schallt wüster Spektakel spät abends ins Dorf hinab, so sagt man nur: ‚Man wird irgendwo am Flachse sein‘, und sucht nach keiner weiteren Ursache. Wie der Flachs durch die Räffe gezogen wird, so müssen dabei nach aller Regel auch alle Leute im Dorfe ‚durchgezogen‘ werden; wie er gehechelt wird, so muss dabei auch alles andere ‚durchgehechelt‘ werden.“
Die Wiesen entlang der Ruhr und im Olsberger Raum waren besonders gut für den Flachsanbau geeignet. Die Pflanze, aus der später Leinen gemacht wurde, mochte es gern feucht und kühl und gedieh gut auf Böden, die für den Getreideanbau nicht geeignet waren.
Im Frühling leuchteten im Tal die hübschen, hellblauen oder violetten Blüten. Nach der Blütezeit bildet Flachs kleine, runde Samenkapseln, die die Leinsamen enthalten. Wenn die Leinpflanze im Sommer gelbbraun wird und ihre Stängel einen Meter hoch gewachsen sind, ist die Zeit der Ernte gekommen. Dazu riss man sie mitsamt der Wurzel aus dem Boden. Schneiden durfte man nicht, wollte man die Fasern lang erhalten. Dann wurden Garben gebunden und beiseitegestellt. Mit Steinen beschwert lagen die Garben eine gute Woche in Bächen oder sogenannten Rösterguben. Manchmal auch auf Taurösten auf den Wiesen, wo Regen, Tau und die feuchte Luft ihr Werk taten. Nach dem Rösten wurde der Flachs zuerst in der Sonne getrocknet, später oft im Haus. Dann wurde der Flachs gebrochen, geschwungen und gehechelt. Nur die langen, glänzenden Fasern waren gut genug für feines Leinen. Der Rest – der Werg – wurde für grobere Ware verwendet.

