Als Jugendliche musste auch er in die Fabrik gehen. Die Arbeit dort war hart, eintönig und dunkel. Wilhelm hielt das aus, doch er sehnte sich nach Licht, nach Luft, nach Bewegung. Und so wurde er Hausierer – einer von gut zwei Dutzend Männern aus Fredeburg, die sich Jahr für Jahr mit ihren Kiepen auf den Rücken auf den Weg machten. Während die Briloner hauptsächlich mit Eisenwaren und die Winterberger mit Holzwaren loszogen, brachte Wilhelm etwas anderes unter die Leute: unscheinbar, aber unverzichtbar – fein geklopfter Zunderschwamm.
Sein Weg führte ihn bis an den Niederrhein. Er kannte die Dörfer, die Märkte, die Wirtsstuben, in denen er übernachtete. Und die Menschen kannten ihn. Man tauschte sich aus, und so nach und nach wurde aus dem eher verschlossenen Fredeburger ein Mann, der ein Stück von dem rheinischen Humor ins Sauerland brachte.
Doch die Zeit blieb nicht stehen. Mit dem Reibzündholz kam die Veränderung – leise, aber unaufhaltsam. In den Dörfern, durch die er einst willkommen geheißen war, spürte Wilhelm, wie das Interesse schwand. Um 1850 war die große Zeit des Zunders vorbei. Die letzten Klöpper gaben auf – manche fanden Arbeit in der Schiefergrube am Hömberg, andere in der Holzwarenfabrik.
Wilhelm aber machte weiter. Vielleicht war es Stolz, vielleicht war es Not. Vielleicht konnte er sich einfach nichts anderes mehr vorstellen. Wilhelm ging seiner Wege, bis seine Füße ihn nicht mehr tragen konnten.
Fakten
- Seit dem 17. Jahrhundert war der Hausierhandel in Fredeburg verbreitet – neben der kargen Landwirtschaft eine wichtige Einnahmequelle.
- Die Fredeburger Hausierer hatten feste Handelsbezirke, bevorzugt am Niederrhein, wo sie auch über 100 Geschäfte gründeten.
- Zunderschwamm wurde zur Feuerentfachung gebraucht; Ausgangsmaterial war der Buchenschwamm.
- Ab 1816 gab es eine erste Zunderfabrik in Fredeburg, 1824 waren es drei, die jährlich 16.000 Pfund Schwamm herstellten.
- 1827 besaßen 27 Fredeburger einen Hausier-Gewerbeschein.
- 1833 wurde das Reibzündholz erfunden, und die Schwammfabrikation verlor langsam an Bedeutung. Der Hausierhandel endete in Fredeburg weitgehend um 1882.
Quelle: https://www.historische-feuerzeuge.de/ueber-uns/der-schwammkloepper/

