Manches von dem, was sie in Germanien nur geahnt hatte, erklärten ihr die römischen Frauen. Arminius, so nannte man Hermann hier, habe den römischen Statthalter Varus verraten. So konnte er die römischen Heere in eine Falle locken. Unter seiner Führung wurde die größte germanische Schlacht gewonnen. Warum es ihm jedoch nicht gelang, seine Frau und seinen Sohn zurückzuholen, erfuhr sie nie. Auch nicht, dass Hermann viele Jahrhunderte später in Germanien als Held gefeiert wurde.
Die Römer verachteten sie als Frau eines Verräters und ließen sie das jeden Tag spüren. Drei Jahre nach ihrer Entführung starb Thusnelda. Ob durch Enthauptung, gebrochenem Genick oder an gebrochenem Herzen lässt sich nicht mehr feststellen.
Der Name Thusnelda war im 19. und frühen 20. Jahrhundert sehr beliebt.
Wäre die Hermannsschlacht von Heinrich von Kleist nicht im 20. Jahrhundert zur Pflichtlektüre an Schulen geworden, hätte man ihren Vornamen vielleicht mit Attributen wie schön, stark und treu besetzt.
So aber waren nicht wenige Schüler derart von dem Drama genervt, dass sie die weibliche Hauptfigur des Stückes zum Synonym für nervige Frauen machten. Später wurde das Schimpfwort „Tussi“ daraus abgeleitet. Schade eigentlich. Denn Mitgefühl für die schöne Sauerländerin wäre passender gewesen.

