Text: Christel Zidi
Fotos: Bernhard Bahnschulte
Alte katholische Kirchen sind oft reich geschmückt mit Figuren, Malereien und architektonischen Details. Kreuze, Marienfiguren, Engel und die vielen Heiligen sind uns vertraut. Doch so manche Symbole kann der Laie mit dem Christentum erst einmal gar nicht in Verbindung bringen. Sind sie etwa vorchristlichen Ursprungs – und war die gewaltsame Auslöschung des Heidentums doch nicht so gründlich?
Das Kirchenportal in Ense-Bremen mit seinen drei Bildwerken gehört zu den ältesten und eigenartigsten Portalskulpturen altwestfälischer Bildhauerkunst – Besonders interessant ist der Blick auf das Dreibilderwerk am Portal – vermutlich die älteste Krippendarstellung Westfalens. Im Tympanon über der Tür sieht man die Geburt Christi als Hauptbild.
Doch was haben diese Sachsengötter an einer Kirche zu bedeuten? Bahnschulte deutet das als überwundene Gottheiten, als Dämonen, die in die Kirchenwände eingemauert sind – ausgeschlossen von der Kirche und deren Wohltaten.


An den Seiten sind die überwundenen Gottheiten Donar und Fria dargestellt (s. Fotos). Zusammenfassend soll hier der Sieg des Christentums über das Heidentum visualisiert werden. Auffällig: Sowohl Josef als auch die Hirten und Donar tragen nicht den jüdischen Spitzhut, sondern sogenannte Sachsenhüte. Die Bildwerke entstanden vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts.
Der Neheimer Heimatforscher Bernhard Bahnschulte hat uns eine Erklärung für die Skulpturen geliefert, wie sie an der Pfarrkirche in Ense-Bremen zu sehen sind. Dargestellt sind zwei der höchsten Gottheiten der Sachsen. Links oben Donar, mit dem „Donnerkeil“, der bis heute als Glücksbringer und Abwehrzeichen gegen das Böse gilt. Links unten ist kein keulenschwingender Mann, sondern Fria, die Lieblingsgöttin der Sachsen zu sehen. Sie hält einen Spinnrocken in der Hand und lässt den gesponnenen Faden in den Schoß fallen.
In Bremen und im benachbarten Niederense entdeckte man in den frühen 1960er-Jahren sächsische Friedhöfe. Vermutlich wird sich dort eine heidnische Kultstätte befunden haben. Auch die älteste Form des Ortsnamen Ense, “Anesi” = bei der Göttin, deutet darauf hin.
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