Fotos: Georg Hennecke
Text: Sabina Butz

Vom Schlappohrschwein zur Mutterkuh

Schon die ersten Bewohner des Sauerlandes waren mit Sicherheit auf die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens angewiesen. Erste Nachweise in kleinen Ansiedlungen finden sich dafür ab dem 11. Jahrhundert. Die mindere Bodenqualität, das raue Klima und unberechenbare Naturgewalten ließen nur sehr niedrige Erträge zu. Naturkatastrophen, Hungersnöte und Seuchen gehörten über Jahrhunderte hinweg zum Bauernleben dazu. Ab dem 14. Jahrhundert ist eine Zunahme der Viehhaltung über den Eigenbedarf hinaus zu beobachten – insbesondere die Schweinezucht entwickelte sich stark.
Vorrangig wurde die Schweinehaltung in den reichlich vorhandenen Laubwäldern betrieben: Das dem Wildschwein ähnelnde, hochbeinige und langborstige Landschwein mit seinen Schlappohren nutzte die große Eichel- und Eckernausbeute, ohne dem Bauern allzu viel Arbeit zu bereiten. Daneben trugen die genügsamen Schafe zur Fleischvielfalt und natürlich zur Wollproduktion bei.

Das Bauernleben war hart und beschwerlich – oft reichte es kaum zum Überleben. Bis ins 19. Jahrhundert lebten und arbeiteten ca. 80 % der deutschen Gesamtbevölkerung auf dem Land, vor allem in der Landwirtschaft. Mit der Industrialisierung verschob sich dieser Anteil zugunsten der nun gefragten Fabrikarbeiter. In der Landwirtschaft hielten Maschinen und Technik Einzug. Der Landwirt konnte sich fortan auf Vieh- oder Feldwirtschaft spezialisieren und war nicht mehr darauf angewiesen, als Selbstversorger alles Lebensnotwendige im Alleingang zu produzieren.

Den Bauern der vorindustriellen Zeit gibt es so nicht mehr. Die Prioritäten haben sich – auch im Sauerland – verschoben: Mit einer Gesamtfläche von 218,50 km², davon 51,1 % Waldfläche und 28,8 % Landwirtschaftsfläche, ist der Hochsauerlandkreis der Land- und Forstwirtschaft dennoch weiterhin stark verbunden. In der Kernstadt Meschede allerdings gibt es keinen Vollerwerbsbauernhof mehr.

Beispiele der Arbeit auf dem Land früher:

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