Text: Sabina Butz
Die Klausnerinnen von Meschede
Einen verborgenen Schatz vermuteten die Spießgesellen und Raubritter von Spiegel, gemeinsam mit dem berüchtigten Johann von Padberg, in der Klausenkapelle zu Meschede. So versuchten sie, bei Nacht und Nebel in die Kapelle und die Klause einzubrechen. Im Keller, so munkelte man, liege der Schatz des Propstes von Meschede – verborgen vor gierigen Blicken.
Doch die Diebesbande hatte nicht mit den streitbaren und tapferen Klausnerinnen gerechnet. Gewarnt durch ihren treuen Hund, machten die Frauen den Einbrechern einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Sie drohten, die Glocke zu läuten – woraufhin die Bande den Rückzug angetreten haben soll.
Eine hübsche Erzählung – und weit mehr als das: Sie zeigt, dass die Auflösung des Mescheder Damenstifts im Jahr 1310, gegründet im 9. Jahrhundert von Emhildis, nicht das Ende der „Frauenpower“ im Hochsauerlandkreis bedeutete.
Kunigunde Vesvogel – Einsiedlerin aus Überzeugung
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begegnen wir in Meschede einer außergewöhnlich klugen, energischen und überaus frommen Frau: Die Jungfrau Kunigunde – auch Kunneke Vesvogel genannt – richtet sich in der Klause neben der Michaelskapelle ein.
Die Michaelskapelle, so der offizielle Name, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Davor bestand vermutlich ein Holzbau – und davor wohl eine heidnische Kultstätte. Das Leben der Schwestern in der Klause war entbehrungsreich – und alles andere als ungefährlich.
Kunigunde Vesvogel, die als sehr gebildet galt, soll sich zwischen 1420 und 1425 auf dem Klausenberg niedergelassen haben. Allein, freiwillig, aus Überzeugung soll sie die Einsamkeit, ein Leben in Stille gewählt haben.
Eremiten damals und heute
Was mag eine Frau im 15. Jahrhundert dazu bewogen haben, ihr Leben als Klausnerin zu verbringen? Wir wissen nur wenig über Kunigundes Motive. Heute erscheint uns ihre Lebensform als außergewöhnlich, ja fremd. Doch im Mittelalter war sie hoch angesehen.
Kloster Galiläa – Vom Klausenleben zur dominikanischen Gemeinschaft
Dem Beispiel der Klausnerin Kunigunde Vesvogel folgend, stießen später eine Christine aus Köln und Christine Kalverdans aus Attendorn hinzu.
1455 erteilte der Kölner Erzbischof Theodor von Moers die Genehmigung, das heilige Altarsakrament in der Kapelle aufzubewahren. Die Frauen lebten zunächst als Einsiedlerinnen, ohne jede Ordensanbindung. Doch 1473 kleideten sie sich mit dem Gewand der Dominikanerinnen und durften die dritte Regel des Heiligen Dominikus übernehmen – fortan waren sie dominikanische Ordensschwestern.

