Auch das Baumklettern gehörte dazu – Mutproben, die oft in stolzen Geschichten endeten: Wer bis in die Krone des alten Hofapfelbaums kam, hatte sich Respekt verdient.

Wie die Erwachsenen – das war das Motto vieler Kinderspiele. Mädchen spielten „Bauer und Magd“ oder „Mutter und Kind“ und kochten aus Erde und Kräutern „Suppen“ in alten Töpfen. Jungen imitierten die Arbeit der Schmiede oder zogen mit Holzschwertern und Trommeln als kleine „Soldaten“ durchs Dorf – inspiriert von Geschichten der Väter, die noch von den napoleonischen Kriegen erzählten.
Aus Stroh, Lappen und Holz entstanden Puppen und kleine Tiere, mit denen ganze Dorfszenen nachgestellt wurden.
Wenn es regnete und die Kinder in der warmen Stube bleiben mussten, kamen andere Spiele zum Zug. Beliebt waren Würfel- und Kartenspiele, Klatschreime und Singspiele wie „Der Plumpsack geht um“. Oft erzählten die Älteren Rätselgeschichten oder Märchen, die von den Kindern später nachgespielt wurden.

Typisch für das Spielen im Sauerland war der enge Zusammenhalt: Geschwister, Nachbarskinder und Schulfreunde bildeten kleine Banden, die sich über Wochen eigene Spiele ausdachten. Die Grenzen zwischen Arbeit und Spiel verschwammen dabei häufig – wer beim Holzsammeln war, ließ Stöcke rollen; wer Kühe hütete, baute sich Pfeifen aus Schilf oder bastelte eine Peitsche aus Weidenruten.
Das Spielen vor 200 Jahren war einfach – aber nicht einfältig. Es war frei, kreativ und naturverbunden. Kinder lernten durch ihre Spiele, aufmerksam zu beobachten, geschickt zu handeln und miteinander auszukommen. Und das, lange bevor Tablets und Konsolen Einzug in die Kinderzimmer gehalten haben.
Bilder ki-generiert by ChatGPT

