Text: Sabina Butz
Im Jahr 1840 schrieb der Briloner Joseph Abraham Friedländer in einem Brief: „Mein Bestreben ist es,… das Judentum vom Schwall der Vorurtheile objektiv… zu läutern und es in ein friedliches Verhältniß zu den christlichen Mitbrüdern zu stellen.“
Zu dieser Zeit lebten in Brilon etwa 2.000 Menschen – überwiegend Katholiken, rund 1,5 % Protestanten und etwa 4 % Juden. Die jüdische Gemeinde war streng traditionsbewusst und nach außen weitgehend abgeschlossen.
Solange das Herzogtum Westfalen bestand, lebte die jüdische Minderheit unter erheblichen Einschränkungen. Juden durften weder Grundbesitz erwerben noch den Handwerkszünften beitreten. Viele mussten sich als Händler oder Metzger durchs Leben schlagen – Berufe, die gesellschaftlich wenig angesehen waren.
Zur gesetzlichen Diskriminierung gesellte sich die soziale Abwertung – wie sie sich etwa in der kurkölnischen Judenordnung von 1700 ausdrückte: „…zwischen christlicher Freiheit und jüdischer Dienstbarkeit“ solle „ein merklicher Unterschied gehalten werden.“
Die revolutionären Gedanken der Aufklärung – vom Prinzip der Gleichheit aller Menschen – stießen in Westfalen auf erheblichen Widerstand. Vor diesem Hintergrund wirkte das Auftreten Joseph Abraham Friedländers geradezu wie ein Donnerschlag.

