Doch der Ort verfiel im 15. Jahrhundert, wurde zur Wüstung. Die Flächen gingen in den Besitz der Herren von Gaugreben über. Jobst Hildebrand von Gaugreben, ein Name, der mir schon als Kind Respekt einflößte, erhielt vor gut 300 Jahren einen Teil dieses Landes und machte es zum Rittergut. Er ließ sogar ein altes Jagdschloss erneuern, das „Castrum Falme“. Ein Schloss in unserem Tal! Ich habe es nie gesehen, nur von ihm gehört – aber allein der Gedanke, dass es einst hier stand, erfüllte mich mit Staunen.

Später, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, zogen die von Gaugreben fort, doch Valme blieb nicht leer. Neue Siedler kamen aus den umliegenden Ortschaften und ließen sich um 1710 hier nieder, zuerst als Zeitpächter. Darunter auch meine Vorfahren, die aus Ramsbeck stammten. 1824 wurde die Zeitpacht dann in eine Erbpacht umgewandelt. Und noch etwas später war es dann ihr eigenes Land. Darauf waren alle Bauern im Ort mächtig stolz.

Und sie vergaßen auch nicht, sich bei unserem Herrgott dafür zu bedanken. Fast eine Landmeile (ca. 7,5 km) ist es zur Kirche St. Cosma und Damian in Bödefeld. In jungen Jahren war das für mich gerad ein Katzensprung, aber jetzt fällt es mir doch sehr schwer, dorthin zu kommen. 

Ich bin auch froh, dass endlich eine Kapelle im Ort gebaut wird. Eine Kapelle für die Heilige Maria, die Hilfe der Christen. Sie sagen, sie wird schön werden, mit einem neugotischen Altar, wie es jetzt Mode ist. Ich werde wohl nicht mehr oft darin sitzen. Aber allein der Gedanke, dass sie da sein wird – das tröstet mich. Denn ein Ort braucht ein Herz. Und ich glaube, das wird die Kapelle sein.

Fakten

  • Erste urkundliche Nennung am 7. April 1315 in der Teilungsurkunde der Grafschaft Rüdenberg
  • Der Fluss Valme war die Grenzlinie zweier Herrschaftsbereiche: Östlich der Valme: Grafschaft Waldeck, Westlich der Valme: Grafschaft Arnsberg
  • Verfall der Siedlung im 15. Jahrhundert (Wüstung)
  • Übernahme durch die Herren von Gaugreben
  • Ab 1580 Ausbau zum Rittergut durch Jobst Hildebrand von Gaugreben
  • 1590: Erneuerung des Jagdschlosses „Castrum Falme“ 
  • Um 1700: Verlegung des Wohnsitzes der Familie von Gaugreben nach Baldeborn
  • Um 1710: Ansiedlung neuer Bewohner als Zeitpächter
  • Entstehung der Ortschaften Ober- und Untervalme
  • 1824: Umwandlung der Zeitpacht in Erbpacht, spätere Ablösung der Erbpacht und Übergang in freies Eigentum
  • 1899/1900 in Obervalme wird eine Kapelle mit neugotischen Stil gebaut, die der Heiligen Maria gewidmet ist. 

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