Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi
Fiktive Erzählung
Wenn heute jemand durch Mülsborn spaziert, hört er vielleicht den Wind in den Bäumen, das Plätschern des Schürenbachs – aber sonst ist es meist sehr still. Still genug, dass man meinen könnte, hier sei nie viel passiert.
Doch das stimmt nicht. Wer Mülsborn kennt, weiß: In diesem kleinen Ort steckt mehr Geschichte, als man denkt. Und wer das besonders gut wusste, war Franz-Ferdinand Wittler.
Frans Ferdinand Witt(e)ler, geboren 1818 in Mülsborn, war ein echtes Original. Er machte alles, was man irgendwie mit den Händen machen konnte: Händler, Hausierer, Korbmacher, Lumpensammler, Strumpfweber – man sagte, er könne aus einem Weidenzweig fast alles flechten, sogar Geschichten. Und Geschichten hatte er viele.
Eine seiner liebsten erzählte er immer dann, wenn er mit seinem Korb auf dem Rücken vor dem alten Backhaus stand, wo sich die Leute trafen, um Neuigkeiten auszutauschen. Dann kratzte er sich am grauen Bart, setzte sich auf einen Baumstumpf, schob die Mütze in den Nacken – und begann:
„Ihr meint, hier wär nie was los gewesen?“ fragte er dann mit funkelnden Augen. „Ha! Da kennt ihr den Kampfhof nicht.“


