Unsere Tochter Johanna, gerade zwei Jahre alt, wartete ungeduldig vor der Tür. Ein echter Sonnenschein – mit ihren Locken und ihrer Fröhlichkeit brachte sie Licht in jeden Winkel dieses Hauses. Aber ein Sohn… ein Sohn ist für den Hof etwas anderes. Er trägt den Namen weiter, die Verantwortung, das Land – und vielleicht, eines Tages, die Geschichte.
Denn Baldeborn ist kein gewöhnlicher Hof. Ich bin nur sein Verwalter – der Villicus, wie es in den Kirchenbüchern steht. Ich diene der Familie von Gaugreben, die diesen alten Rittersitz ihr eigen nennt. Doch ich sorge für alles hier: das Vieh, die Felder, das Gesinde, das Korn im Speicher. Ich kenne jeden Balken im Haus, jeden Stein auf dem Weg zur St.-Jakobus-Kirche. Und ich spüre, dass dieser Ort mehr ist als Besitz.
Ich sah aus dem Fenster: Die Weizenfelder ringsum wiegten sich in der warmen Luft – der Morgenregen hatte dem Land gutgetan. Bald wird das Korn reif sein. Ich sehe es vom obersten Fenster aus – goldene Wellen bis zum Waldrand. Manchmal frage ich mich, wie viele Generationen von Männern wohl aus demselben Fenster geschaut haben – still und voller Sorge, ob die Ernte gut wird.
Dieser Hof hat eine lange Geschichte. Früher hieß er Balmern oder Balbern. Ritter saßen hier, bevor ich lesen konnte: Vor 300 Jahren die Wesseler, dann die von Ostendorf – gestandene Männer mit festen Händen. Herbold von Lohn war Herr hier, und heute ist es die Familie von Gaugreben, die auch Valme und Bruchhausen besitzt.

