Text: Christel Zidi
Lehrer der ersten Mescheder Studenten
Wer bei dem Namen Franco von Meschede zuerst an eine Pizza Margherita denkt, sollte vielleicht mal seine Grammatikkenntnisse überprüfen. Der heutige Restaurantbesitzer ist Franco aus Meschede – sein (Fast-)Namensvetter lebte im 13./14. Jahrhundert und war Schulleiter am Mescheder Stift.
Nach seiner Lehrtätigkeit hielt sich Franco zeitweise in der südfranzösischen Stadt Avignon am päpstlichen Hof auf. Später wurde er Kanzler des Erzbischofs von Bremen. Über seine persönlichen Lebensumstände ist nicht viel bekannt.
Franco war Dichter mehrerer geistlicher Werke. Besonders bekannt ist sein Marienlob, das in einigen Manuskripten auch De aurea fabrica („Die goldene Fabrik“) genannt wird. Alle seine Werke sind in lateinischer Sprache verfasst – die meisten in Reimform.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen: Allein die Vita Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten umfasst mehr als 300 sechszeilige gereimte Strophen. Das Werk ist als Gerichtsverfahren angelegt, in dem Klosterfrauen darüber streiten, ob nun der Täufer oder der Evangelist der Tugendhaftere sei. Mit dem Richterspruch unzufrieden – der keine Entscheidung fällt – wenden sich die Nonnen am Ende an den Papst.
Ob Franco von Meschede von den Mescheder Stiftsdamen zu diesem Stück inspiriert wurde? Die Grundidee stammt von Heinzelin von Konstanz, der sie in Die zwei Sankt Johannsen populär umsetzte. Franco interpretierte sie auf seine eigene, intellektuelle Weise.
Die umfangreiche Vita Johannes des Täufers widmete er Papst Johannes XXII. – einem Papst, dem viele negative Eigenschaften nachgesagt werden. Die Armut der Kirche und die Auffassung von der historischen Armut Christi und seiner Jünger lehnte Johannes XXII. strikt ab. Andererseits führte er einen beträchtlichen Teil der päpstlichen Einnahmen als Spenden an die Armen ab. Obwohl er zu seiner Zeit einer der reichsten Herrscher Europas war, lebte er einfach und genügsam. Ohne Zweifel ein widersprüchlicher Charakter.
In Deutschland und Italien war Johannes XXII., der seinen Sitz ausschließlich im südfranzösischen Avignon hatte, äußerst unbeliebt. Hat Franco von Meschede etwas anderes in ihm gesehen? Oder waren es die Vorteile, die er sich aus dieser Beziehung verschaffte?
Franco lehrte am Mescheder Kanonikerstift. Die Stiftsschule hatte einen überaus guten Ruf. Nicht wenige Mescheder studierten damals an den Universitäten in Erfurt und Köln. Ihre Bildung verdankten sie sicherlich auch dem Lehrer Franco von Meschede.
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