Was wir wissen: Stiftsgründung um 870
Im ausgehenden 9. Jahrhundert ist die Quellenlage im Hochsauerlandkreis eher dürftig. Das kann man bedauern, bietet aber auch die Chance, aus den wenigen Fakten auf größere Zusammenhänge zu schließen. Konkreter: Über Emhildis, die als Gründerin des Mescheder Damenstifts und erste Äbtissin gilt, existieren keine stichhaltigen, historisch eindeutigen Belege. Aber die Stiftsgründung wird übereinstimmend „um das Jahr 870“ angesetzt.

Widmungsbild:
Äbtissin Hitda überreicht den Codex der heiligen Walburga
Fotquelle: AonymousUnknown authorFrançais :
Scriptorium de Cologne, Public domain, via Wikimedia Commons
Meschede – Lage, Infrastruktur und Sicherheit
Meschede lag an der Kreuzung zweier Fernhandelswege – dem Ruhrtalweg und dem Soestweg – und verfügte über eine Furt zur Ruhrüberquerung. Ideale Bedingungen für Handel. In heutiger Sprache: 1A Lage für Immobilieninvestoren. Auch das zweite Stichwort: Sicherheit. In einer Zeit ohne überregionale staatliche Ordnung musste jedes Gebiet selbst für seine Sicherheit sorgen.
Die Hünenburg bot diese Sicherheit – sie fungierte möglicherweise sowohl als militärische Beobachtungsanlage in den Sachsenkriegen Karls des Großen, als auch als Wallburg, eine Fluchtmöglichkeit („die Hunnen kommen“). Es deutet allerdings auch einiges darauf hin, dass die Hünenburg als fester Wohnsitz eines Adelsgeschlechts genutzt wurde. In heutiger Denke: Multifunktionale Nutzung. Fluchtburg und repräsentativer Wohnsitz schließen sich nicht aus.Zudem: Von solchen Burganlagen ging häufig die Christianisierung aus. Doch dies war wohl eher ein Nebeneffekt, nicht der Hauptgrund für die Gründung des Stifts.

