Die Not war groß, und der Hunger klopfte unbarmherzig an jedes Herz. Doch Franz war keiner, der dem Schicksal tatenlos die Stirn bot. Er trug seine ersten Besen auf den Markt zu Brilon. Dort belächelte man zunächst den abgerissenen Mann mit seiner sonderbaren Ware. Doch bald schon merkten die Leute, wie nützlich und haltbar seine Besen waren. Franz kehrte heim – mit ein wenig Brot, einem Geldstück und, wichtiger noch, mit Hoffnung im Herzen.
Franz blieb nicht lange allein. Andere Dorfbewohner begannen, es ihm gleichzutun. In Schuppen, in den verbliebenen Häusern entstanden Werkplätze, in denen das Reisig gebunden, geschnitten und sortiert wurde. Bald arbeiteten ganze Familien mit. Selbst die Kinder wussten, wie ein guter Besen auszusehen hatte.
Die Menschen sprachen nun mit Stolz vom „Besenbinder-Franz“. Er wurde zum Sinnbild für den Neuanfang, für Tatkraft und Einfallsreichtum. Der Wald nördlich oberhalb des Dorfes, wo Franz sein erstes Reisig schnitt, wurde später „Besenbinderhütte“ genannt.
So entstand in Scharfenberg die Tradition des Besenbindens.
Fakten:
Im Jahr 1847 wurde Scharfenberg von einem verheerenden Brand heimgesucht, bei dem nahezu das gesamte Dorf zerstört wurde. Lediglich sieben Häuser blieben verschont. Infolge dieser Katastrophe gerieten viele Einwohner in wirtschaftliche Not. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, begannen sie mit dem Besenbinden – einer Tätigkeit, die mit einfachen Mitteln und lokal verfügbaren Materialien wie Reisig ausgeübt werden konnte. Diese Notwendigkeit führte dazu, dass das Besenbinden zu einem prägenden Handwerk im Dorf wurde.
Die Tradition des Besenbindens hat sich tief in die Identität Scharfenbergs eingeprägt. Heute erinnern verschiedene kulturelle Elemente an dieses Handwerk:
Die Kinder des örtlichen Kindergartens werden liebevoll als „kleine Besenbinder“ bezeichnet.
Im Wald nahe des Dorfes befindet sich die sogenannte Besenbinderhütte, ein Ort, der an die handwerkliche Vergangenheit erinnert und für Bildungsangebote genutzt wird

