Die kleine Diaspora – und eine große Herausforderung
Die relativ kleine evangelische Gemeinde in Meschede verfünffachte sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten. Heute gehören ca. 14 % der Mescheder Bevölkerung der evangelischen Konfession an – im Vergleich zu rund 62 % Katholiken.
„Der erste Evangelische in hiesiger Gegend“
Wer der erste Protestant in Meschede war, lässt sich nicht eindeutig belegen. Pastor Heidsiek vermerkte 1849 im ersten Kirchenbuch der Gemeinde: „Der Verstorbene … war angeblich der erste Evangelische in hiesiger Gegend.“
Neben einem protestantischen Kaufmann und einem hessischen Schultheißen lebten gewiss auch einige evangelische Handwerker in der Stadt – jedoch insgesamt nur wenige Protestanten. Für das Jahr 1870 ist die Zahl exakt überliefert: 287 Gemeindemitglieder.
Sie lebten in einer klaren Diaspora, verfügten nur über begrenzte finanzielle Mittel und waren auf die Hilfe der katholischen Mitbürger angewiesen: Taufen, Aufgebote und Trauungen wurden im Notfall von katholischen Priestern im Auftrag der evangelischen Gemeinde durchgeführt. Die katholischen Glocken wurden für evangelische Gottesdienste geläutet – bis die Christuskirche 1866 eigene Glocken erhielt. Die katholische Kirchengemeinde sammelte sogar Spenden für die evangelische Kirche.
Eine erstaunlich ökumenisch anmutende Entwicklung, die Respekt abverlangt – zumal sie später auch in umgekehrter Richtung funktionierte: Nachdem die St.-Walburga-Kirche im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war, nutzte die katholische Gottesdienstgemeinde vorübergehend die Christuskirche.
Diese ökumenische Tradition wird auch heute bewusst fortgesetzt: Ökumenische Feiertage (Gründonnerstag, Pfingsten, Jahreswechsel, Buß- und Bettag) sowie regelmäßige Treffen mit katholischen und freikirchlichen Kollegen sind selbstverständlich geworden.
Besonders die Bibelwochen – und hierbei die gut besuchten Kinderbibelwochen – zeichnen die Christusgemeinde aus. Pfarrer Bäumer brachte das Anliegen in seinem „Mutmacherlied“ so zum Ausdruck: Vom „Mut zum Träumen, Mut zum Glauben, Mut zum Lieben, Mut zum Handeln“
können alle Menschen gemeinsam profitieren.

