Foto: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi

Fiktive Erzählng

Dort, wo einst die Fuhrleute rasteten

Ein schwer beladener Wagen rollt langsam in den Hof ein. Räder knarren, die Pferde stampfen erschöpft über das Pflaster. Der Fuhrmann steigt ab und prüft die Ladung: Salz, Getreide, Tuch. Gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit hat er es bis hierher geschafft. Er klopft an die schwere Holztür des Schultenhofes und wartet, bis der Wirt ihm öffnet. Johannes Schulte grüßt ihn freundlich. Man kennt sich. Mit einer Handbewegung in Richtung seines Knechtes verschwindet dieser auf den Hof und sorgt dafür, dass die Pferde des Fuhrmanns einen Platz im großen Schafstall finden und mit Wasser und Heu versorgt werden.

Der Fuhrmann indes hat schon an einem der urigen Tische Platz genommen. Einen Kanten Brot und frische Blutwurst hat ihm die Tochter des Hauses serviert. Gleich gibt es noch einen Krug Bier, das im Bergkeller auf der anderen Seite der Straße gut gekühlt wurde. Das mundete den anderen Gästen – den Einheimischen und anderen Fuhrleuten – bereits. Die meisten kennt er. Auch sie kehren immer wieder hier ein und tauschen Geschichten von der Straße aus: vom Wetter, von guten Geschäften, von Räubern im Wald. Die einen kommen aus dem Soester Raum, einige aus Köln, und ein paar sind den weiten Weg von Leipzig hierhergekommen.

Der Schultenhof war schon immer mehr als nur eine Raststation. Von 1642 bis 1949 diente er als Fuhrmannskneipe. Er war Treffpunkt, Umschlagplatz, Nachrichtenbörse. Denn das alte „Wiedinghusen“, wie Winkhausen einst hieß, lag strategisch an einem wichtigen Heer- und Handelsweg, der zugleich Teil des Jakobspilgerpfades war.

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