Foto: Georg Hennecke
Text: Sabina Butz

Einen Pranger, auch Schandpfahl, Kook oder Kaak benannt, finden wir nicht nur im mittelalterlichen Europa sondern  weltweit, z. B. in China, Japan, Korea, Kapverden und den englischen Kolonien.

Wir unterscheiden verschiedene Prangertypen: Halseisen, das an der Kirche oder einem sonstigen öffentlichen Gebäude befestigt war, ein eingeschlagener Pfahl aus Holz oder Stein mit einem Halseisen, Sitzpranger oder ein Käfig zum Stehen oder Sitzen auf öffentlichen Plätzen.

Ein Pranger war ein Strafwerkzeug der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit. Öffentliche Schande erschwerte zumindest ein Weiterleben in der Gemeinschaft oder machte dieses unmöglich. Die Bestraften waren zudem den Schmähungen und auch dem Bewerfen mit Gegenständen ausgesetzt, die nicht ungefährlich waren.

Die „Pranger“ Strafen wurden vom Gericht des Ortes verhängt (Städtische Gerichte, lokale Machthaber oder Kirchengerichte). Ausgeführt wurden die Strafen vom Scharfrichter, der auch für Leibesstrafen und Hinrichtungen zuständig war. 

Der Pranger wurde als Strafe für niedere Vergehen wie Diebstahl, Betrug, Ehebruch oder Falschmünzerei eingesetzt.

Im Sauerland finden wir in Obermarsberg einen restaurierten Schandpfahl in der Münzstraße 2, 34431 Marsberg am ehemaligen Rathaus. Er ist das einzige erhaltene Exemplar dieser Art in Westfalen. Es handelt sich um eine eingezäunte Plattform auf einer Säule mit entsprechender Befestigung. Auf dem Schandpfahl finden wir die Jahreszahl 1619 als Datum der Erbauung. Belegt ist seine Existenz als selbstständige Strafe 1700. Seine letzte Nutzung dürfte um 1808 stattgefunden haben (eine Frau wurde wegen Mundraubs verurteilt).

In Obermarsberg wurden im 16. Jahrhundert Straftäter hauptsächlich für Mundraub, Feldraub, Schlägereien oder Trunksucht schuldig gesprochen und an den Pranger gestellt.

Wir wissen von einem Bäcker, dessen Brot zu leicht war oder einem Mann, der eine Seite Speck gestohlen hatte und dabei ertappt worden war.

Heute kann man sich die gesellschaftlichen Folgen eines „An den Pranger gestellt werden“ nur schwer vorstellen. Die Macht der sozialen Medien bzw. der Missbrauch derselben könnte vielleicht als Warnung davor dienen, den Pranger wieder gesellschaftsfähig zu machen?