Der Küsterstreit
Nach der Ausbildung fand Anton eine Anstellung als Küster in Neuastenberg – und eine Frau. Doch es zog ihn zurück nach Bödefeld. Im Sommer 1780 starb der Küster und Lehrer Christoph Mues unerwartet. Fünf Kinder hinterließ er, das älteste gerade sechzehn. Es war eine schwere Lage. Witwenpensionen gab es keine, die Familie stand mittellos da.
Pastor Selmann, unser alter Pfarrer, und sein tüchtiger Hilfsgeistlicher Theodor Cordes wollten helfen. Aus Liebe zu der armen Familie setzten sie sich dafür ein, dass der älteste Sohn des Verstorbenen als Nachfolger in das Amt des Küsters und Lehrers einrücken sollte. Der Hilfsgeistliche selbst wollte den Unterricht des jungen Mannes übernehmen. Doch damit waren nicht alle einverstanden. Und auch unser Anton musste mittlerweile eine Familie versorgen: vier Söhne und eine Tochter.
Im Kirchspiel regte sich Widerstand. Manche sagten, der Pastor könne allein keinen Küster bestimmen. Und dann mischte sich auch noch die Regierung ein – mit dem Anspruch, nun selbst Lehrer ernennen zu dürfen. Das neue Recht auf staatliche Lehrerwahl stieß auf altes Kirchenrecht, und Bödefeld wurde zum Zankapfel.
Ein fünfjähriger Küsterstreit entbrannte, heftig und hart. Es ging nicht nur um eine Stelle – es ging um Macht, Einfluss, Recht und alte Gewohnheiten. Und mittendrin: unser Anton Berg. Er trat als Gegenkandidat auf, unterstützt von einflussreichen Männern, deren Namen nie offen genannt wurden. Selbst der Vikar Kräling, eigentlich Geistlicher, stellte sich gegen Pastor Selmann – und auf die Seite der Gegner. Wer hatte da wirklich noch die Hand im Spiel. 1782 wurde Anton schließlich von der Regierung als Lehrer eingesetzt.

wurde die Bödefelder Pfarrkirche St. Cosmas und Damian besonders in Szene gesetzt.
Pastor Selmann aber verweigerte ihm die Annahme als Küster. Denn laut den alten Regeln hatte der Kirchenvorstand das Recht zur Küsterwahl – und damit auch das Recht zur Ablehnung. Der Streit zog sich hin. Der alte Pastor, tief enttäuscht, konnte das alles kaum mehr tragen. Wenige Zeit später starb er – mit 82 Jahren. Erst sein milder Nachfolger, Pastor Berkenkopf, brachte Frieden. Anton wurde schließlich auch als Küster angenommen.
Bis zu seinem Tod am 29. Juni 1810 versah er das Amt, so gut es die Umstände erlaubten. Er unterrichtete, sang, verwaltete, diente der Kirche und den Menschen. Und um sich das Leben zu erleichtern, arbeitete er zusätzlich als Sekretär der Freiheit Bödefeld. Auch als Frisör soll er tätig gewesen sein – bei den adligen Herren, wenn sie in Bödefeld weilten. Ob einer von ihnen sich in ihm wiedererkannt hat?

