Bereits 1862 verließen wir das Haus wieder. Der Verein hatte beschlossen, eine neue katholische Kranken- und Pflegeanstalt zu errichten. Die Stadt erwarb dafür Grundstücke „auf dem Heuweg“ – dort, wo heute das Springufer liegt. Alles war dort größer, geordneter – und das Wichtigste: Es gab nun Ärzte vor Ort und ganze 24 (!) Krankenbetten. Schwester Martha freute sich schon auf die Arbeit im St. Johannes-Hospital. Ich ging nicht mit. Bei seinem letzten Besuch hatte der Bischof die Arthrose in meinen Händen bemerkt – und mich schließlich ins Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern nach Paderborn zurückgerufen.
Dort steht in meinem kleinen Zimmer noch immer eine Petroleumlampe der Gebrüder Wolff. Jedes Mal, wenn ich sie anzünde, muss ich schmunzeln. Dann denke ich wieder an den freundlichen Mann mit dem Backenbart. Der Bischof erzählte mir einmal, dass Noa Wolff viel für Neheim getan und die Industrialisierung vorangetrieben hat. Ich kann es mir gut vorstellen.
Was aus dem alten Haus an der Mendener Straße wurde? 1863 kaufte es die Israelitische Gemeinde. Und im hinteren Garten, wo einst unser Wäscheplatz war, begann man – so hörte ich – zwölf Jahre später mit dem Bau einer neuen Synagoge.
Fakten
1807
Ein Stadtbrand zerstört weite Teile der Stadt Neheim
1808
Der ehemalige Bürgermeister Ferdinand Stockebrand lässt das Haus in der Mendener Straße errichten. Spätere Besitzer waren Wilhelm Dicke und der Gastwirt Josef Rüther.
1809
Der Unternehmer Noah Wolff wird in Bad Berleburg geboren und starb 1907 in Neheim. Er war Vorsteher der Neheimer jüdischen Gemeinde und des Synagogenbezirks Arnsberg. Außerdem war er Mitbegründer des Neheimer Jägervereins.
1831
Die jüdische Gemeinde mietet hier eine Betstube.
1845
Gründung des Ferdinandinen-Krankenvereins als „Armen-Kranken-Unterstützungsverein“, 12 Tage später Eröffnung des ersten Krankenhauses in Neheim mit fünf Betten und zwei Pflegekräften.
1853
Erwerb des Josef-Plecking-Hauses an der Mendener Straße durch den Ferdinandinen-Krankenverein zur Einrichtung eines größeren Krankenhauses. Kosten: 1.500 Taler + 318 Taler für Renovierung. Eigentümer war zu der Zeit Josef Plecking.
1858
Der Ferdinandinen-Krankenverein plant den Bau einer neuen Kranken- und Pflegeanstalt zu Ehren des Grafen von Arnsberg.
1859
Beschluss zur Gründung eines selbstständigen katholischen Hospitals unter dem Namen „Hospital zum St. Johannes in Neheim“.
1860
Bischof Conrad von Paderborn genehmigt die Niederlassung der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul. Daraufhin beziehen Schwester Martha Meyer und Schwester Pia Pack das neue Hospital im Haus Josef Plecking an der Hauptstraße (heute Mendener Straße).
1862
Grundsteinlegung für das neue St. Johannes-Hospital „Auf dem Heuweg“ (heute Springufer).
1863
Die israelitische Gemeinde kauft das Haus für 1.910 Taler.
1875/1876
Bau/Einweihung der Synagoge

