Im Verlauf des Aufstandes rückte Thankmar mit bewaffnetem Gefolge gen Westen und eroberte die Burg Belecke – unweit von Marsberg gelegen. Dort nahm er seinen eigenen Halbbruder Heinrich gefangen, ein Akt der offenen Feindschaft. Anschließend zog er sich auf die Eresburg zurück, die über dem Tal der Diemel thronte, ein Ort von großer symbolischer Bedeutung. Die Eresburg – einst Sitz der Sachsenführer, später christlich überformt – wurde zur letzten Bastion seines Widerstands.

Von hier aus führte Thankmar Raubzüge ins Umland. Die Bewohner der Region um das heutige Marsberg litten unter den Zerstörungen und der Unruhe. Doch lange konnte sich Thankmar nicht halten. Ottos Heer rückte an, entschlossen, den Aufstand niederzuschlagen. Die Besatzung der Eresburg, eingeschüchtert von der königlichen Übermacht, öffnete kampflos die Tore. Thankmar, der vielleicht auf Treue gehofft hatte, war nun allein.

In der Hoffnung auf Gnade suchte er Zuflucht in der Burgkirche – jenem heiligen Ort, der ihm als letzter Hort des Schutzes erschien. In einer feierlichen Geste legte er dort seine Waffen auf den Altar, zusammen mit einem goldenen Halsring – einem Symbol königlicher Würde. Es war eine klare Botschaft: Er verzichtete auf seine Ansprüche, auf Macht, vielleicht auch auf Vergeltung.

Doch die heilige Stätte bot ihm keinen Schutz. Die Krieger Ottos, erzürnt über Thankmars Aufstand, missachteten das Kirchenasyl. Einer von ihnen warf durch das Fenster einen Speer – und traf Thankmar tödlich. Der Aufstand war damit beendet. Die Burgkirche hatte den Schauplatz eines Bruderkampfes erlebt, der mit dem Tod endete – und mit einem unwiederbringlichen Verlust.

Die Geschichte Thankmars verblasste mit der Zeit, doch in den Höhen von Obermarsberg, wo noch heute die Spuren der alten Eresburg zu finden sind, liegt das Echo jener dramatischen Tage. Ein Ort, an dem Macht, Ehre und Blutverwandtschaft auf tragische Weise miteinander kollidierten.


Quelle: Deutsche Biographie, online

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