Text: Christel Zidi

Moosfelde am 28. Mai des Jahres 1787 (fiktiv)

Als der Mai des Jahres 1787 über das Land zog, lag ein besonderer Glanz über dem Gut Moosfelde. Sein Alter von über 150 Jahren sah man dem strohgedeckten Fachwerkgebäude kaum an. Mächtige Bäume umrahmten den Hof und spendeten Schutz in der frühsommerlichen Hitze. Das Gut gehörte dem Kloster Wedinghausen – schon seit vielen Generationen. Es ließ es durch seine Schulten verwalten. Heute sollte es eine Hochzeit geben, wie sie Moosfelde lange nicht erlebt hatte – die Hochzeit des Schultenbauernsohnes.

Caspar Schulte, der Bräutigam, war 36 Jahre alt, ein kräftiger Ackersmann mit wettergegerbtem Gesicht und ruhigen Augen. Er war der Sohn des Schulten Georg und dessen Frau Elisabeth. Seit seiner Jugend hatte er dem Vater geholfen, die Felder zu bestellten und das Vieh zu hüten. Er kannte das Gut so gut wie andere ihre eigene Westentasche.

Das „Dörbäiten“, also die Verhandlungen vor der Hochzeit, insbesondere über Mitgift, Besitz und Pflichten. waren längst abgeschlossen. Seine Braut, die 30-jährige Maria Catharina Thöle, stammte vom Hof der Familie Thöle, Tochter des Jois Theodorus Thöle und dessen Frau Elisabeth Schaaf. Maria Catharina brachte zwar nicht die größte Mitgift ein, aber dafür hatte sie ein warmes Lächeln und einen festen Willen – eine Eigenschaft, die man auf einem Hof gut gebrauchen konnte.

Johann, der Hochzeitsbitter oder „Kommbrenger“, wie einige auch sagten, war in den letzten Wochen von Haus zu Haus gezogen. Dabei trug er einen langen Stock mit bunten Bändern und auch sein Hut war mit Bändern geschmückt. Das persönliche Einladen durch ihn war verpflichtend – wer nicht eingeladen wurde, kam auch nicht. Mit Reimen und Scherzen – oft auch bei einem guten Schnaps – hatte er eine große Schar zur Hochzeit des Jungbauern geladen.

Mit den engsten Freunden, der Familie und dem Gesinde hatte man gestern noch den Polterabend gefeiert. Dabei war reichlich Porzellan zerbrochen worden. Ein gutes Zeichen, denn schließlich heißt es doch: Scherben bringen Glück.

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