Foto: Georg Hennecke
Text: Sabina Butz
Die Stesser Burg liegt nördlich von Calle und überragt die Ruhr um ca. 112 m.. Sie bildet eine plateauartige Fläche von ca. 2,4 ha. Die ebenen Bereiche sind durch steile Hänge und geologisch bedingte Querriegel stark begrenzt. Die Burg selbst war ein befestigter Ort, den ringsum ein Ringwall absicherte und die etwa 100 x 60 Meter maß. Die Besiedlungsgeschichte ist heute bis in die späte Eisenzeit (Latènezeit – 450 vor bis Christi Geburt) nachgewiesen. Eine zweite Besiedlungs- und Nutzungsphase kann aufgrund von Keramikfunden in das 10-14.JH n.Chr.G. datiert werden.
Die Frühgeschichte können wir heute mit wissenschaftlichem Nachweis auf die späte Eisenzeit (Latènezeit, ca. 3. Jh. v. Chr.) datieren: Im Jahr 2014 forschten die beiden regionalen Heimatforscher Dr. Reinhard Köhne und Wolfgang Poguntke im Auftrag der LWL- Archäologie für Westfalen intensiv und erfolgreich das Gelände um die Stesser Burg.. Zahlreiche Metallobjekte wurden dabei gefunden: Ausschlaggebend für die endgültige Datierung der Burganlage waren unter anderem ein Armringfragment, und eine Münze, die eindeutig in der späten Eisenzeit zu datieren sind. Damit könnte die Stesser Burg eine der nördlichsten Wallanlagen sein, die noch in der Zeit existierte, aus der wir die ersten historischen Ereignisse für unseren Raum überliefert bekommen haben, wie z.B. die Züge des Ariovist oder die Auseinandersetzung Roms mit den Sugambrern.
Es spricht viel dafür, dass die Stesser Burg eine strategische Bedeutung (Schutz und Kontrolle über die Ruhr) und ggf. sogar eine kultische Funktion hatte. Bis ins Frühmittelalter haben wir dann allerdings keine weiteren Belge oder Nachweise für die Nutzung oder Existenz der Stesser Burg. Erst der Fund einer Fibel und einer weiteren Münze aus merowingischer Zeit (5. Jahrhunderts bis 751) lassen wieder Rückschlüsse auf eine Nutzung der Stesser Burg zu.
Es sind noch viele Fragen zur Stesser Burg offen, aber die Zusammenarbeit zwischen dem LWL und regionalen Heimatforschern hat sich an diesem Beispiel vorbildlich bewiesen und darf gern alle Leser motivieren!
Das Wort „Stesse“ weist vermutlich auf einen Ort, eine Stelle oder Burganlage auf einer Anhöhe zurück. Seine Wurzeln könnten im alten Germanisch oder Mittelhochdeutschen zu suchen sein. In jedem Fall ist der Begriff uralt und kann auch als Hinweis auf eine lange Besiedlungsgeschichte gewertet werden.

