Text: Christel Zidi
In den düsteren Tagen des beginnenden 10. Jahrhunderts, als das Reich der Ostfranken zersplittert war und Machtspiele zwischen Königen, Herzögen und Adeligen das Land erschütterten, spielte sich in der Gegend des heutigen Marsbergs eine tragische Geschichte ab – das letzte Kapitel im Leben eines Mannes, der mehr wollte, als ihm zugestanden wurde.
Thankmar, der älteste Sohn König Heinrichs I., war aus dessen erster Ehe mit Hatheburg hervorgegangen. Obwohl seine Eltern sich früh trennten, blieb Thankmar seinem Vater nah und diente ihm treu. Als Verwalter in den östlichen Grenzgebieten, wo die Elbslawen lebten, hatte er Verantwortung getragen – doch das Vertrauen seines Vaters wich dem Misstrauen seiner Halbbrüder Otto und Heinrich II.

Foto: Georg Hennecke
Als König Heinrich starb, ging die Krone 936 nicht an Thankmar, sondern an seinen Halbbruder Otto, den Sohn aus Heinrichs zweiter Ehe mit Mathilde. Otto, der später als Otto der Große in die Geschichte eingehen sollte, hatte jedoch keinen Platz für Thankmar an seiner Seite. Weder erkannte er dessen Anspruch auf das Erbe in Merseburg an – ein mütterliches Erbgut – noch übertrug er ihm das bedeutende Amt eines königlichen Gesandten in den slawischen Grenzgebieten, das zuvor ein Verwandter Thankmars, Graf Siegfried, innehatte.
Gedemütigt, übergangen und in seinem Ehrgefühl verletzt, wandte sich Thankmar 938 gegen Otto. Gemeinsam mit sächsischen Adligen schloss er sich dem Aufstand des Herzogs Eberhard von Franken an. Es war eine Rebellion gegen die neue Ordnung, gegen die Entmachtung alter Adelsgeschlechter und gegen die Missachtung seiner Person.
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