Foto: Georg Hennecke
Die Stadt der vier Quartale
Wo heute Hallenberg liegt, begann alles mit einer kleinen Siedlung namens Merklinghausen an der Nuhne. Sie lag genau dort, wo die Einflussbereiche von Sachsen und Franken aufeinandertrafen. Von Wormbach aus brachte die Kirche den neuen Glauben in diese Gegend, die damals noch zum Ittergau in Nordhessen gehörte.
Im 13. Jahrhundert trat der Kölner Erzbischof auf den Plan. Er ließ eine Stadt gründen, um die wichtige Heidenstraße sowie den kölnischen Besitz rund um Medebach gegen die benachbarten Herren von Arnsberg, Hessen und Waldeck zu schützen. Der Platz war klug gewählt: ein markanter Bergsporn, weithin sichtbar und leicht zu befestigen – und genau von diesem „Berg“ sollte die Stadt ihren Namen erhalten. Schon 1248 war Hallenberg zur Wehrstadt ausgebaut, 1271 führte es sein erstes eigenes Siegel.
Das Mittelalter brachte Burgmannen in die Stadt, deren Lehen mit der Zeit in erblichen Besitz übergingen. Damit blieb dem Kölner Erzbischof schließlich nur noch die übergeordnete Herrschaft. 1288 wurden Stadt und Burg zerstört, doch schon 1300 erhob sich Hallenberg erneut aus den Trümmern. Die Stadt blieb klein, zog aber Menschen aus den umliegenden Dörfern an. Aus dieser Entwicklung wuchsen vier Stadtviertel, die „Quartale“: Burg, Raphuhn, Eudeut und Eisernhut. Auch die Rechte der alten Siedlungen fanden hier ihren Platz; im Stadtrecht orientierte man sich an Brilon und Rüthen.
Die frühe Neuzeit war wechselvoll. Hallenberg besaß gleich mehrere Gerichte: ein kirchliches Sendgericht, ein städtisches und ein landesherrliches. Immer wieder aber brachten Pest und Feuer Leid über die Bewohner. 1519 zerstörte ein Brand die Stadt, Der Dreißigjährige Krieg schließlich brachte Plünderungen, Brände und Entvölkerung. Erst 1650, nach dem Abzug der schwedischen und hessischen Truppen, kehrte Frieden ein.
Düster bleibt das Kapitel der Hexenverfolgungen. Zwischen 1591 und 1717 fanden mindestens 26 Prozesse mit über 200 Angeklagten statt. Mindestens 43 Menschen verloren ihr Leben, allein 1628 zwanzig Bürgerinnen und Bürger der kleinen Stadt. Erst im Jahr 2011 erklärte der Stadtrat die Opfer offiziell für rehabilitiert.
Mit dem Übergang an Preußen im Jahr 1816 änderte sich vieles. Zunächst war Hallenberg Verwaltungssitz der Landbürgermeisterei, später jedoch nur noch Landgemeinde. Schon 1811 war die Stadtmauer gefallen, die vier alten Quartale aber blieben bestehen. In den unruhigen Jahren der Revolution von 1848/49 stellten die Einwohner Schutzwachen auf, um Ausschreitungen zu verhindern. Wirtschaftlich blieb Hallenberg bescheiden und überwiegend kleinbäuerlich geprägt. (c.z.)

