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Text: Christel Zidi


„Ich bin zu Gellinghausen, am Fuße des Hohen Astenberges im Sauerlande geboren, und zwar unter der Herrschaft von Hessen-Darmstadt.“ So beginnen die Erinnerungen des Johannes Matthias Gierse, herausgegeben von Karl Hüser, der ihn zu den bedeutenden liberalen Führern der Revolutionsjahre in Westfalen zählte.

Sein Vater Albert Gierse war Schultheiß und Hoferbe in Gellinghausen und heiratete in zweiter Ehe die Siedlinghauserin Maria Catharina Droste, die Mutter von Johannes Matthias. Gierse war sich seiner Intelligenz und seines guten Gedächtnisses früh bewusst. Zugleich scheint er streitlustig gewesen zu sein – einige Duelle sind überliefert. Seine kulturellen Interessen führten ihn später nach Berlin und Münster, wo er Theater und Musik genoss.Er schloss leicht Bekanntschaften und verfügte über ausgeprägte sprachliche Ausdruckskraft – beste Voraussetzungen für eine juristische Laufbahn.

Zunächst besuchte er die Stadtschule in Meschede, danach das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg, das er mit dem Abitur abschloss: „Mit all meinen Lehrern stand ich mich gut, mit Ausnahme des Lehrers der Mathematik in Prima und Sekunda, Herrn Plaßmann, den ich aber sehr in Schatten stellte, als ich im Abiturientenexamen eine sehr schwierige geometrische Aufgabe auf der Tafel löste.“

Anschließend begann er ein Jurastudium in Bonn. Trotz der Karlsbader Beschlüsse trat er der Alten Bonner Burschenschaft Germania bei und setzte sein Studium in Marburg fort, wo er selbst eine Burschenschaft gründete. Das Examen wollte Gierse in Bonn ablegen – musste es aber wegen eines studentischen Duells zu Hause vorbereiten. Nach erfolgreichem Abschluss begann er seine Laufbahn am Hofgericht Arnsberg, legte dort die Auskulatorprüfung (erstes Staatsexamen) ab, absolvierte den Militärdienst und arbeitete im juristischen Vorbereitungsdienst – unter anderem in Fredeburg, Münster und Paderborn, wo er das Referendarsexamen bestand.

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