Ida Kropff-Federath auf der Treppe ihrer Villa. Links der Dichter Julius Ernst Wilhelm Stinde.
Foto: Public domain, via Wikimedia Commons
Text: Sabina Butz
Eine erfolgreiche Unternehmerin in der Montanindustrie – das verortet man am ehesten in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weibliche Führungskräfte gab es davor kaum – und schon gar nicht in der Provinz.
Eine 52-Jährige, die nach dem Tod ihres ersten Mannes einen neun Jahre jüngeren heiratet, klingt ebenfalls nach Gegenwart. Doch damals, um 1890, war das mindestens mutig.
Eine Frau, die langfristig plant, ihr gesamtes Vermögen in eine Stiftung einzubringen – und deren Ziel die finanzielle Hilfe für familienlose Kinder, Arbeiterfamilien und Studenten sowie der Bau eines interkonfessionellen Krankenhauses ist – das passt in unsere Zeit.
Doch Ida Kropff-Federath wurde 1839 geboren und 1918 gestorben – sie war ihrer Zeit rund 100 Jahre voraus. Sie lebte in Olsberg, einer kleinen Stadt im Hochsauerlandkreis, heute mit knapp 15.000 Einwohnern.Ihre Lebensführung war selbstbewusst, emanzipiert und entschlossen – nicht ohne Eigenarten, die man heute als eigenwillig oder schrullig bezeichnen würde: Sie ließ sich mit „Gnädigste“ anreden. Sie betrat die Kirche durch die Sakristei, nicht durch das Kirchenschiff Mit 70 Jahren erlernte sie das Fahrradfahren – eine Übungshalle wurde dafür gebaut. Beim ersten Ausflug stürzte sie – und brach sich ein Bein. Sie reiste gern und viel – besonders Kairo hatte es ihr angetan. Eine vielbeschäftigte Frau mit klugem Verstand und großem sozialen Engagement.

