Fotos: Georg Hennecke
Text: Sabina Butz
Ausruhen und Innehalten
Der Überlieferung zufolge soll der legendäre Heilige St. Georg zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (284–305) ein Martyrium erlitten haben. Historische Angaben zu seiner Person sind insgesamt ungewiss. Die Legendenbildung ist umfangreich und teilt sich in zwei Erzählkränze:
Zum einen die Märtyrerlegenden, zum anderen der erst im 12. Jahrhundert hinzugefügte Drachenkampf, der den mutigen Kampf gegen das Böse symbolisiert. Bei der Einnahme Jerusalems durch die Kreuzritter (1099) soll der Heilige St. Georg als Weißer Ritter maßgeblich eingegriffen haben. Er zählt zu den vierzehn Nothelfern und ist Schutzpatron vieler Länder, Familien, Städte und Ritterorden. Der Vorname Georg zählt bis heute zu den beliebtesten Vornamen.

Die Kapelle in der Steinstraße
Vieles aus der Geschichte der Kapelle ist nicht bekannt. Man findet sie in der Steinstraße 38 in Meschede, direkt am Südfriedhof. Vermutlich entstand sie in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in der zahlreiche sakrale Bauten zur Erneuerung des katholischen Glaubens errichtet wurden.

1715 wird sie nach heutigem Forschungsstand erstmals erwähnt, weil die Mescheder Tuchmacherzunft „in der Kapelle unterm Langeloh“ zum Fest des Heiligen Severin eine Messe feierte. In ihrer heutigen Form wurde die Kapelle wohl um 1820 erbaut. Sie war viele Jahre älter als der Friedhof an dieser Stelle: Erst 1809 wurde der Friedhof aus der Stadtmitte hierhin verlegt – nach 20 Jahren Verhandlung zwischen der Pfarrei und der Stadt.
Die Friedhofskapelle ist ein kleiner, verputzter Saalbau aus Bruchsteinmauerwerk mit eingezogenem Chor und verschiefertem Dachreiter über der Fassade.
Engagement der St. Georgs-Schützenbruderschaft
1986 übernahm die St. Georgs-Schützenbruderschaft die Kapelle, renovierte sie und ist seither für ihre Erhaltung zuständig. Insgesamt mindestens 2000 Stunden ehrenamtliche Arbeit investierte die Bruderschaft in die Renovierung. Untrennbar verbunden mit diesem Engagement ist der Name des 2024 verstorbenen Ehrenhauptmanns der Bruderschaft und ehemaligen Bürgermeisters von Meschede: Bruno Peus.
Seit 1988 hat er die Glocke in der liebevoll restaurierten Kapelle selbst geläutet und dabei das Angelus-Gebet gesprochen. Von der Glocke heißt es, dass sie aus dem Kloster Galiläa stammen soll – was jedoch neuere Auswertungen historischer Dokumente eher ausschließen. Bereits seit Längerem wird darüber nachgedacht, die Glocke automatisiert zu bedienen.
Neben seiner Tätigkeit als Glöckner schuf Bruno Peus insgesamt 14 Ikonen für die Kapelle, die zum Verweilen und zum Gebet einladen. Sein Wunsch war es, dass alle Bürgerinnen und Bürger diese kleine Kapelle als Ort des Ausruhens und Innehaltens nutzen können.
Gerade in der heutigen Zeit könnte diese so liebevoll restaurierte und instandgehaltene Kapelle ein Ort für ein Friedensgebet sein.

