Fotos: Georg Hennecke
Text: Christel Zidi

Ein Raum aus Licht, Geschichte und gelebtem Glauben

Wer den ganzen Tag vor dem Computer saß und dann die Schwelle der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eslohe überschreitet, betritt eine völlig andere Welt. Eine Welt, die für unsere Großeltern noch selbstverständlich war – obwohl die Gegensätze des Alltags oft groß waren: erst die harte Arbeit auf dem Feld, zuhause das einfache, manchmal ärmliche Leben. Und dann die Pracht der Pfarrkirche …

Hier wurden unzählige Gebete gesprochen, Kinder getauft und Paare gesegnet. Wer bereit ist, sich ganz auf die Atmosphäre der alten Kirche einzulassen, verspürt Ehrfurcht – ein Wort, besser gesagt ein Gefühl, das vielen Menschen heute kaum noch vertraut ist. Die Geräusche verstummen, die Geschwindigkeit des Alltags bleibt draußen – und innen öffnet sich ein Raum, der seit Jahrhunderten Ruhe schenkt.

Vielleicht liegt diese Wirkung am Weihrauch, der die Luft erfüllt. Sein aufsteigender Rauch wird seit jeher als Bild dafür verstanden, wie Gebete zu Gott emporsteigen. Das aromatische Harz des Boswellia-Baumes wird nach dem Trocknen verbrannt und entfaltet dabei einen charakteristischen, wohltuenden Duft. In der Antike war Weihrauch so wertvoll wie Gold und gelangte über die alte Weihrauchstraße aus dem Jemen oder Indien nach Europa. Er wirkt direkt im limbischen System, wo er Gefühle beeinflusst – stresssenkend, stimmungsaufhellend und leicht angstlösend. Sein Rauch hemmt zudem manche Bakterien und wurde deshalb früher in Krankenzimmern und während Epidemien eingesetzt.

Eslohe

Durch die hohen Fenster fällt weiches Licht, das wie ein goldener Schleier über den blanken Stuck und die warmen Farbtöne der ganz im Barock gestalteten Kirche liegt. Die harmonisch geschwungenen Gewölbe wirken wie ein heller Himmel aus Putz und Licht. Eine schwebende Doppelmadonna hängt über dem Kirchenschiff. Der neubarocke Hochaltar wirkt festlich, aber nicht schwer. Auch die kunstvolle Kanzel mit ihren gedrehten Säulen und Evangelistenfiguren fügt sich harmonisch ein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Figuren und der Altaraufsatz von Künstlern der Wiedenbrücker Schule stammen. Da kein konkreter Name genannt wird, handelt es sich vermutlich um ein Gemeinschaftswerk, nicht unbedingt um ein Einzelstück eines berühmten Bildhauers.

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