Rehsiepen ist noch ein junger Ort – kaum fünf Häuser zählt man, vielleicht fünfzig Seelen, ein paar Kühe, ein Schwein. Seit sich die ersten Köhler vor gut siebzig Jahren hier angesiedelt hatten, war Leben eingekehrt. Wir pflegten keinen regelmäßigen, aber einen guten Kontakt zu den Menschen im Ort, besonders zu den Familien Schütte und Siepe.


Das Forsthaus im Jahre 1899
Foto: Grobbel-Mitarbeiter; namentlich nicht zu ermitteln, Public domain, via Wikimedia Commons

Fast täglich zog ich zu Fuß ins 2.200 Morgen große Revier – bei Wind und Wetter. Eines Tages würden mich meine Söhne begleiten, doch noch waren ihre Beine zu kurz und die Wege zu weit.

Maria kümmerte sich derweil um Haus und Garten. Sie versorgte Kinder und Vieh, buk Brot, machte Wurst, strich Bohnerwachs auf die Dielen. Mit den Jahren wurde das Forsthaus weit mehr als eine Amtswohnung – es wurde Heimat. Auch für Maria, die sich anfangs vor den dunklen, dichten Fichtenwäldern gefürchtet hatte.

Heute stehe ich ein letztes Mal vor dem Küchenfenster und blicke hinaus. Es ist wieder Herbst – doch ein Herbst des Abschieds. In Rehsiepen habe ich nicht nur den Wald gepflegt, sondern auch Wurzeln geschlagen. Doch das Königliche Forstamt Glindfeld sieht anderes für mich vor, und wir müssen noch einmal neu beginnen. Hoffentlich für länger.

Das Revier – und auch das Haus – geben wir in andere Hände. Ein junger Mann aus dem Ort, Fritz Schneidermann, wird meine Stelle übernehmen. Ich kenne ihn – und ich weiß, er wird es gut machen.

Historischer Hintergrund

    Quellen: „Forsthaus Rehsiepen – Ein Haus wird 100 Jahre alt“ von Peter und Bärbel Michels und ancestry.de

    Seiten: 1 2